Gossip oder Compliance-Falle

💥 Wenn Gossip zur Compliance-Falle wird: Was ein Bewerber-Beispiel über Unternehmenskultur und DSGVO verrät

💥 Wenn Gossip zur Compliance-Falle wird: Was ein Bewerber-Beispiel über Unternehmenskultur und DSGVO verrät“


Einstieg – persönliche Story

Vor einigen Jahren suchten wir neue Mitarbeiter:innen. Unter den Bewerbungen war auch eine ehemalige Studentin, die in den Ferien bei uns gearbeitet hatte. Eigentlich ein gutes Zeichen: Jemand kennt das Unternehmen schon, bringt Erfahrung mit und hat Lust, wiederzukommen.

Doch dann passierte etwas, das mich fassungslos machte: Ein Kollege zerriss sich vor allen das Maul. Mit süffisantem Lächeln sagte er sinngemäß: „Die glaubt wohl, sie sei ein Hotshot – bewirbt sich gleich auf mehrere Stellen. Was denkt die sich eigentlich?“

Ich dachte mir: Moment mal! Sich auf mehrere Positionen zu bewerben ist doch völlig normal – gerade in einem großen Konzern. Das steigert die Chancen und zeigt Flexibilität. Statt rational zu argumentieren, wurde hier respektlos gespottet.

Noch schlimmer: Woher wusste ER das überhaupt? Solche Informationen stehen nur im Bewerbermanagementsystem. Vertraulich, zugänglich nur für HR und direkte Entscheider. Und er plauderte sie einfach in die Runde.

Der eigentliche Tiefpunkt: Mein damaliger Chef saß daneben, hörte zu – und grinste. Keine Grenze, kein Hinweis, kein Eingreifen. In diesem Moment war klar: Hier geht es nicht nur um schlechten Stil.
➡️ Hier wird der Datenschutz verletzt. Hier wird Compliance missachtet. Und hier zeigt sich eine toxische Unternehmenskultur, die Respekt und Vertraulichkeit mit Füßen tritt.

Warum das ein Problem ist

Bewerbungen auf mehrere Stellen sind normal
In Konzernen gibt es viele passende Rollen. Wer mehrere Bewerbungen abgibt, zeigt Motivation – nicht Arroganz.

Vertraulichkeit ist Pflicht, kein „Nice-to-have“
Bewerbungsunterlagen sind personenbezogene Daten im Sinne der DSGVO. Zugriff darf nur berechtigten Personen vorbehalten sein – und niemals als Gossip enden.

Compliance-Risiken
Wenn solche Infos in der Kaffeeküche landen, ist das ein klarer Compliance-Verstoß:

  • DSGVO: unrechtmäßige Weitergabe personenbezogener Daten
  • Unternehmenskultur: Vertrauensverlust bei Bewerbenden und Mitarbeitenden
  • Rechtliche Risiken: Abmahnungen, Schadensersatzforderungen, Bußgelder

Führungsversagen
Der Chef hätte sofort eingreifen müssen. Stattdessen grinste er. Damit legitimiert er den Regelbruch – und zeigt, dass Vertraulichkeit keinen Stellenwert hat.


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Die Konsequenzen für Unternehmen

  • Rechtlich: DSGVO-Bußgelder können empfindlich sein – vor allem bei systematischen Verstößen.
  • Reputativ: Bewerber:innen merken sehr schnell, wenn vertrauliche Infos durchsickern. Das schadet massiv der Arbeitgebermarke.
  • Kulturell: Eine Führung, die Gossip über vertrauliche Daten duldet, schafft Misstrauen und Unsicherheit im ganzen Team.

Toxische Dynamiken sind kein „Hoppala“. Sie sind nicht nur schlecht fürs Klima – sie können sehr schnell zu rechtlichen und finanziellen Konsequenzen führen. Genau deshalb müssen Unternehmen solche Muster frühzeitig erkennen und stoppen.

Fazit

Ein Bewerbergossip mag banal wirken. In Wahrheit ist er ein Compliance-Minenfeld.
DSGVO ist keine trockene Gesetzesmaterie – sie zeigt uns, wie sehr Respekt vor Daten auch Respekt vor Menschen bedeutet.
Und genau daran erkennt man die wahre Unternehmenskultur.

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